6. Oldenburger Zeichenfestival

2017

ausgezeichnet! bewegt!

Bewegung im physischen wie im geistigen Sinne bildet den Anfang jeder Zeichnung: Kein Punkt, keine Linie entsteht ohne dass Finger, Hand und Kopf aktiv werden.

Vieles ist in Bewegung – in uns, in unserer Umgebung und global sowieso.  

Angeleitet von professionellen Künstler*innen arbeiteten Jugendliche von sechs Oldenburger Oberschulen   zeichnerisch-experimentell zu bewegenden und bewegten Themen. 

In Begegnung auf Augenhöhe erforschten Jugendliche und professionelle Künstler*innen verschiedene Aspekte von Zeichnung und Bewegung an außerschulischen Orten im Raum Oldenburg. An den mehrtägigen Workshops nahmen ca. 130 Jugendliche zwischen elf und achtzehn Jahren teil. Die Schüler*innen waren gefordert Wahrnehmung, Bewegung und Zeichnung zu verbinden. Es wurden künstlerische Zugänge eröffnet, die Körper, Raum oder auch Klänge zum zeichnerischen Ausgangspunkt erhoben.

Das 6. Zeichenfestival dankt folgenden Schulen für die gelungene Zusammenarbeit: Berufschulzentrum für Technik und Gestaltung (BZTG), Integrierte Gesamtschule (IGS) Flötenteich, IGS Kreyenbrück, Liebfrauenschule Oldenburg, Oberschule Alexanderstraße, Oberschule Ofenerdiek und der Oberschule Eversten.

ausgezeichnet! wurde von der Oldenburger Kunstschule e.V. erstmals 2007 als Festivalformat entwickelt, um die Vielfalt, die Spielräume, und die Diskurse zeitgenössischer Zeichnung für Jugendliche und junge Menschen zu öffnen – auch jenen, die wenig Zugang zu Bildung haben.

Die Konzepte der vorausgegangenen Zeichenfestivals, von Zeichnung in Zeiten Neuer Medien (2007), Zeichnung zwischen Kunst und Wissenschaft (2009), Zeichnung und Musik (2011) und Zeichnung erzählt (2013), konzentrierten sich auf die Zeichnung als Objekt und Medium in der Wechselwirkung mit anderen zeitgenössischen Medien. Mit Zeichnung erzählt (2013) und dem Wechsel der Festivalleitung wurde eine Verschiebung des Festival-Schwerpunkts auf den Akt des „Zeichnens“ selber sichtbar. schwarm-zeichen (2015) würdigte mit der Prämisse „Zeichnen als kommunikatives Medium und Mittel zur kollektiven künstlerischen Interaktion“ die „Alltagsintelligenz“ des zeichnenden Akts und erreichte auch dank des partizipatorischen Aufrufs zur Suche nach der „Oldenburger Fliege“ mehr als 1500 Menschen. Das Festival ausgezeichnet! bewegt! (2017) setzte die Bewegung im physischen wie im geistigen Sinne als essentielle Notwendigkeit und als motivatorischer Anlass der zeichnerischen Tätigkeit. Zeichnung und Vision (2019) schließlich markierte programmatisch die Beschäftigung mit der Frage „Wie wollen wir leben?“ und damit eine Konzentration auf gesellschafts- und stadtrelevante Themen, die im Dialog mit den Bürger*innen Oldenburgs verhandelt wurden.

WORKSHOPS

ausgezeichnet! bewegt!

6. Zeichenfestival  07.09.2017 – 29.09.2017

Das Rad neu erfinden

mit selbst umgebauten Fahrrädern großflächig zeichnen

Melvin Bangemann und Beate Maria Wörz | offenes, kostenloses Angebot der Oldenburger Kunstschule

 

In diesem Workshop haben wir zusammen alte Fahrräder auf unterschiedliche Arten und nach den Ideen der Teilnehmer*innen zu mobilen Zeichengeräten umgebaut und gemeinsam auf großen Formaten und mit unterschiedlichen Materialien ausprobiert.

Die fahrbahren Zeichengeräte konnten in einer öffentlich-partizipativen Tagesaktion getestet werden. Es entstand ein Gemeinschaftswerk, das während der Abschlussausstellung des Festivals die Fassade der bau_werk Halle schmückte. 

Spuren von Bewegung

Kati Gausmann mit Schüler*innen der IGS Kreyenbrück, Lehrer Henrik Hillen

 

Wozu motiviert uns das, was wir wahrnehmen und können wir Spuren davon dialogisch festhalten? Ausgehend vom eigenen Körper arbeiteten die Jugendlichen mit einfachen Mitteln wie Kreide, Bleistift, Graphit und Tusche zu Bewegung und Zeichnung.
 

Auf großen Papierformaten führten die Teilnehmenden freihändige Bewegungen aus, erprobten verschiedene zeichnerische Mittel und tauschten sich im Anschluss über ihr Erleben und die dabei entstandenen Zeichenspuren aus.

Besprechen und Auswählen künstlerischer Qualitäten, ausschnitthaft oder als Ganzes, waren zentrale Momente in diesem Workshop. Es wurde bewusst analog gearbeitet: Kein Handy, keine Kameras. 

Klangzeichnungen

Irmela Dvoracek mit Schüler*innen des Berufschulzentrums für Technik und Gestaltung, Lehrerin Maren Steinkamp

 

Rhythmus und Dynamik, Nachhall und Stille, Notation und graphische Partitur – können Klänge gezeichnet als musikalische Strukturen und Bewegungsverläufe in ein bildkünstlerisches Werk übertragen werden?

Mit Bleistift und Papier sammelten die Schüler*innen Geräusche, notierten rhythmische Muster und musikalische Dynamiken, zeichneten mit beiden Händen, mit geschlossenen Augen, ohne den Stift abzusetzen… Das gemeinsame Sprechen über die gemachten Erfahrungen half, die Wahrnehmung und das eigene Sehen zu verändern und weiterzuentwickeln.

Im Experimentieren mit Linien, ihren Verdichtungen, Überlagerungen und Korrespondenzen entstanden atmoshärisch-poetische Klangzeichnungen.

Wie kann sich Zeichnung in den Raum ausbreiten?

Olga Grigorjewa mit Schüler*innen der Integrierten Gesamtschule Flötenteich, Lehrerin Karin Ehrler

 

Was ist eine Linie? Was sind ihre Eigenschaften? Eine Zeichnung muss nicht nur auf einem Blatt Papier existieren und muss nicht nur mit zeichnerischen Mitteln ausgeführt werden. Sie kann dreidimensional werden, sich in den Raum ausbreiten, den Raum für sich einnehmen, ihn füllen, auf ihn Bezug nehmen, ihn kommentieren, ihn still begleiten.

Mithilfe einer Fülle ganz unterschiedlicher Alltagsmaterialien entwickelten die Schüler*innen im Laufe des Workshops einzeln oder in kleinen Gruppen begehbare Rauminstallationen am Schoßplatz 11 in Oldenburg.

fps -Bilder pro Sekunde

Georg Lisek mit Schüler*innen der Oberschule Alexanderstraße, Lehrerinnen Silvia Gramsch und Irmtraud Dannemann

 

Im Workshop ‚fps – Bilder pro Sekunde‘  waren unterschiedliche Videosequenzen Anlass und Motiv für zeichnerisches Forschen. Die Teilnehmenden entwickelten eigene Möglichkeiten, um die flüchtigen, sich überlagernden Bilder zeichnerisch festzuhalten. 

Das entstandene Bildmaterial zeigt auf spannende Weise die unterschiedliche Wahrnehmung und Fokussierung auf bestimmte Videoausschnitte. Im Prozess wurden eigene Bildsprachen entwickelt.

Der Workshop fand im Seminarraum des Edith-Russ-Hauses in der Katharinenstraße 23 in Oldenburg statt.

Wenn Kreisel sich drehen

Andrey Gradetchliev mit Schüler*innen der Liebfrauenschule Oldenburg, Lehrerin Gunda Tuchenhagen

Wie reagiert eine Zeichnung, wenn sie sich rein physisch
im Kreis bewegt? Wie ändern sich Formen und Farben? Ein Punkt wird zum Strich, gelb-blaue Streifen ergeben bei Bewegung grün, abstrakte Kompositionen aus Farben und Linien ergeben
ein graues diffuses Bild usw.

Im Workshop zeichneten die Schüler*innen zu Themen
ihres Alltags. Am Ende montierten sie die angefertigten Zeichnungen auf selbstgebauten Kreiseln. Bei der Ausstellungseröffnung luden sie das Publikum ein, die Kreisel zu drehen: Eine Kreiselperformance entstand.

AKTIONEN

ausgezeichnet! bewegt!

6. Zeichenfestival 07.09.2017 – 29.09.2017

Fahrradzeichnen für alle

Öffentlich-partizipative Aktion vor der Oldenburger bau_werk Halle

Das Fahrrad, umweltfreundliches Alltagsbewegungsmittel vieler Oldenburger*innen, feierte 2017 seinen 200. Geburtstag. Für das diesjährige Zeichenfestival hatten wir zusammen mit Jugendlichen mehrere Fahrräder zu mobilen Zeichengeräten umgebaut.

Das FAHRRADZEICHNEN FÜR ALLE wurde am 22.9. von 12 – 17 Uhr als öffentliche Tagesaktion auf dem Parkplatz vor der bau_werk Halle durchgeführt. Große und kleine Oldenburger*innen waren eingeladen die Möglichkeiten der Zeichenräder auszuloten und ein Gemeinschaftskunstwerk zu schaffen.

Zeichnen Sie mit – zeichnen Sie sich aus! Was bewegt Sie?

Öffentlich-partizipative Aktion

Das 6. Zeichenfestival rief zu zeichnerischer Mitwirkung in Form von Postkarten auf. Die Bewohner*nnen Oldenburgs waren eingeladen, ihren persönlichen Bezug zum Thema Bewegung auf eine Postkarte zu zeichnen und einzusenden.

 

AUSSTELLUNG

ausgezeichnet! bewegt!

6. Zeichenfestival 07.09.2019 – 29.09.2017

Bauwerkhalle Oldenburg 2017

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